Cheetahs hautnah

In der vergangenen Nacht bin ich erneut ein paar mal vom Löwengebrüll aufgewacht. Nicht nur bei Sonnenuntergang, sondern die ganze Nacht wurde immer wieder mal ausgiebig gebrüllt und das geht dann durch und durch, zumal die Löwen ja auch nicht weit von meinem Schlafplatz entfernt sind.
Heute an meinem letzten Tag unternehme ich nach dem Frühstück einen Spaziergang mit ein paar Geparden. Die drei Brüder verstehen sich gut und sind von klein auf an Menschen gewöhnt. Für die beiden Volunteer Mädchen war leider kein Platz mehr vorne im Auto. Sie mussten zu den Geparden in den Käfig.

Wir fahren ein kleines Stück bis zum Bereich für den Spaziergang. Die drei schnüffeln erst einmal bestimmte Stellen ab und setzen, wo nötig, eine neue Ladung Duftmarkierung ab. Laut schnurrend genießen sie die Streicheleinheiten.

Manchmal verschwinden sie einzeln oder auch gemeinsam im Gebüsch. Geparden sind mit ihren nicht einziehbaren Krallen nicht so gute Kletterer, aber Bäume, die im unteren Bereich solche Standflächen haben, werden gerne als Ausguck genutzt.

Zwischendurch belauern die Geschwister sich auch und es wird spielerisch miteinander gekämpft.

Dem einen wurde, als er klein war, von den niedlichen Mangusten der Schwanz abgebissen. Da der zum Balancieren benötigt wird, kann er nicht mehr so schnell laufen und dabei womöglich noch schnelle Haken schlagen, wie es bei der Verfolgung einer Gazelle notwendig wäre.

Als ein anderes Auto kommt, beginnt einer von ihnen sofort die Verfolgung und hat kein Problem bei den geschätzten 80 km/h dicht dranzubleiben.

Auf dem Rückweg lasse ich eines der Mädchen vorne sitzen und setze mich hinten mit zu den Geparden. Wenn man dann wirklich auf Augenhöhe nur 20 cm von dem Kopf entfernt ist, dann ist das doch noch etwas anderes, als wenn man sie außerhalb des Käfigs streichelt.

Bevor ich mich auf die Rückreise mache, verbringe ich noch zwei Stunden auf der Harnas Farm, und gebe dem Pavian etwas Gras zu fressen, dass er mir ganz vorsichtig aus der Hand nimmt. Nur die grünen Blätter werden gegessen, der Stiel wird verschmäht. Nach 3 Stunden Fahrzeit erreiche ich die Mietwagenfirma und werde von dort zum Flughafen gefahren.
Am Check-in-Schalter für den Eurowings Flug steht „Delayed“, wie sich aber schnell herausstellt, ist der Flug bereits „Canceled“. Circa eine halbe Stunde später gibt es zwei Namenslisten. Eine für die, die noch am selben Tag mit Air Namibia wegkommen und eine für die, die erst morgen früh mit Condor wegkommen. Leider bin ich auf der Liste für die Condor Maschine. Eine weitere Stunde später werde ich mit den anderen ca. 65 Pechvögeln mit kleinen Bussen in ein Hotel in Windhoek gebracht. Das Hotel hat zwar 4 Sterne, aber den Charme eines Businesshotels aus den 80er Jahren. Das Buffet zum Abendessen reicht zum satt werden, mehr aber auch nicht. Bereits um 5 Uhr morgens werden wir wieder abgeholt. Als bereits „Boarding completed“ ist, geht es aber enttäuschenderweise trotzdem nicht los, weil für die zusätzlichen Passagiere noch nicht genug Essen an Bord ist. Da muss wohl noch schnell einer ein paar Stullen schmieren. Der Flug war ausgezeichnet, da trotz der zusätzlichen Passagiere noch genug Plätze frei waren, sodass ich eine Dreierreihe für mich hatte. In Frankfurt ging das Drama dann weiter. Eurowings hatte sich nicht darum gekümmert, wie oder ob die Leute aus Frankfurt wegkommen. Eine Nachfrage der Lufthansa bei Eurowings ergab, dass man sich selbst ein Zugticket besorgen soll und dann die Rechnung einreichen kann. Leider geht der Zug erst um 23:39 Uhr, sodass ich noch 2 weitere Stunden in Frankfurt am Flughafen festhänge. Ungünstigerweise ist es auch kein ICE und so dauert die Fahrt nicht nur länger, sondern ist auch noch weniger komfortabel. Ankunft in Hamburg HBF soll um 6:51 Uhr sein. Um ca. 9 Uhr komme ich dann endlich geschafft Zuhause an.

Alles in allem habe ich doch sage und schreibe 6118 selbst gefahrene Kilometer durch drei afrikanische Länder zurückgelegt. Den größten Teil davon, wie man sieht, in Namibia und den kleinsten in Simbabwe. In Sambia, dem vierten Land, das ich ebenfalls kurz bereist habe, bin ich weder selbst gefahren, noch habe ich dort übernachtet.

Faszinierende Landschaften, eindrucksvolle Tierbegegnungen, nette Menschen und tolle Erlebnisse bzw. Erfahrungen haben die letzten 17 Tage geprägt. Bis auf ein paar Streckenabschnitte, die aufgrund des zur Verfügung stehenden Zeitrahmens recht lang und auch langweilig waren, gab es täglich Neues zu entdecken. Was ich deutlich unterschätzt hatte, waren die niedrigen Temperaturen in der Nacht. Dass es bis unter 5 °C abkühlt, hatte ich nicht erwartet. Das war bei den Camping-Übernachtungen dann schon recht frisch. Positiv an der winterlichen Wetterlage war aber, dass jeden Tag blauer Himmel mit wirklich angenehmen Temperaturen war (um die 25 °C bis max. 30 °C in der Etosha Pfanne), und es keinen Tropfen Regen gab. Die unzähligen Kilometer Schotterpisten mit der Staubwolke im Rückspiegel, einige anspruchsvollere Kilometer auf Sandpisten und die „Salzstraßen“ nördlich von Swakopmund sind Erfahrungen, die mir ebenso wie der Microlight-Flug über die Victoriafälle, der Flug übers Okavangodelta, die Dünenwanderung im Sossousvlei und vieles mehr noch lange in Erinnerung bleiben werden. Gerne hätte ich etwas mehr Zeit gehabt. Es wird mit Sicherheit auch nicht die letzte Reise nach Afrika gewesen sein.

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