Popa Falls

Als ich gegen 7 Uhr aus dem Zelt schaue, sieht es so aus. Ein unbekanntes Gefühl von Freiheit macht sich breit, so mutterseelenallein, fernab der Zivilisation. In wenigen Augenblicken wird rechts hinter den Büschen die Sonne aufgehen.

Da es noch frisch ist „aktiviere“ ich das Lagerfeuer wieder, das noch etwas Restglut hat. Kurz darauf kommt auch die Sonne schon über die Bäume und ich bereite mir mein Frühstück zu. Das besteht meist aus Rührei, Brot mit Salami/Käse/Marmelade, Nescafé und Saft. Nicht so schlecht, wie ich finde. Ich genieße es in der aufgehenden Sonne ganz ungestört im Busch am Lagerfeuer zu frühstücken.

Als ich gerade fast abfahrbereit bin, kommen noch zwei San vorbei und verabschieden mich. Nach den 6 km Sandpiste folgt wieder die Veterinärkontrolle. Den Kühlschrank musste ich diesmal zeigen, aber die Wurst hatte ich jetzt ja zum Glück bereits verspeist.
Die Route führt heute zunächst Richtung Norden und dann östlich. Das Navi zeigt mir, dass ich rechts abbiegen soll und ich wundere mich, da dort ein geschlossenes Tor ist. Allerdings habe ich am Straßenrand auch das offizielle Schild mit der Straßennummer gesehen. Ich öffne also das Tor und fahre hinein. Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste ist, dass ich noch unzählige dieser Tore auf diesem Streckenabschnitt öffnen und schließen muss.

Anhalten, aussteigen, Tor öffnen, einsteigen, vorfahren, anhalten, aussteigen, Tor schließen, einsteigen, weiterfahren. Offensichtlich gibt es hier auf der öffentlichen Straße für jede Kuhherde so ein Tor. Ich habe nicht mitgezählt, wie viele ich öffnen musste, aber manchmal waren es nur ein paar hundert Meter zwischen zwei Toren. Es gab allerdings auch mal zwei direkt hintereinander liegende Tore, die mir eine Gruppe winkender Kinder aufgemacht hat, oder manche Tore, die beim Eintreffen bereits offen waren. Anfänglich hatte ich das Schild aus dem Augenwinkel heraus gar nicht verstanden, jetzt weiß ich aber wofür es steht und bei genauem Hinsehen kann man das Tor ja auch erkennen. Wäre ohne Hinweisschilder auch etwas gefährlich, da man ja rechtzeitig vor den verhältnismäßig unscheinbaren Toren die Geschwindigkeit verringern muss.

Die Schotterpisten sind auf diesem Trip durch Namibia für mich bisher normaler als Asphaltstraßen. Da diese spezielle Straße nicht so viel befahren wird, ist sie auch in extrem guten Zustand und durchgängig sind 120 km/h drin, wenn auch mit einer entsprechend riesigen Staubwolke im Rückspiegel. Als Beifahrer bei mir selbst hätte ich wahrscheinlich hin und wieder Schweißperlen auf der Stirn, aber ich habe mittlerweile ein gutes Gefühl, auch wenn es mal kurz etwas „schwammig“ wird. Als ich bereits wieder die Asphaltstraße erreicht habe, folgt eine erneute Veterinärkontrolle wegen Maul- und Klauenseuche. Das fängt immer erst mal mit einem „How are you?“ an und wo man herkommt, wo man hin will. Als ich sage, wo ich hin will, fragt der Officer, ob ich ihn mitnehmen kann. Er wollte da auch schon mal hin. Das gehörte jedoch noch mit zum Smalltalk und war nicht ernst gemeint. Letztendlich fragt er mich dann aber ernsthaft, ob ich zwei Mädchen bis zum nächsten Dorf in ca. 40 km Entfernung mitnehmen kann. Ich stimme zu, und kann ohne Kontrolle von Führerschein und Kühlschrank passieren. Die beiden lasse ich an der gewünschten Stelle am Straßenrand aussteigen und setze meine Fahrt nach Popa Falls fort. Auf dem Weg dorthin kaufe ich mir bei einem Händler an der Straße noch zwei Bündel Feuerholz für mein Lagerfeuer heute Abend.

Die Gegend hier ist nicht so unbewohnt wie bisher. Überall sind kleine Ansiedlungen, die oft aus ein paar einfachen, traditionellen Hütten bestehen. Vermutlich sind das jeweils einzelne Familien, die ihren Bereich eingezäunt haben.

Der Popa Falls Campingplatz der NWR (Namibia Wildlife Resorts) hat schöne Stellplätze, vernünftige Sanitäreinrichtungen und ein Restaurant. Von einem Wasserfall kann man hier zwar nicht reden, aber es ist ganz nett hier.

Ich mache am Nachmittag noch eine Fahrt auf dem Fluss, aber außer zwei Krokodilen und versteckten Hippos, die zu hören, aber nicht zu sehen sind, ist die Fahrt nicht besonders erlebnisreich.

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