San

Ich lasse den Tag ganz in Ruhe angehen. Bei meinem Frühstück leisten mir allerlei Vögel und ein Hörnchen Gesellschaft. Ein Rotbauchwürger sieht wohl in seinem Spiegelbild im Autospiegel einen Rivalen. Er fliegt immer wieder auf den Seitenspiegel und pickt auf das Glas. Der Glanzstar macht seinem Namen alle Ehre und glänzt prächtig in der Sonne.

Am Teich vor dem Restaurant hat sich eine Schar Helmperlhühner versammelt. Ich finde die ja wirklich drollig, wenn sie so hektisch herumlaufen und dann laut gackernd weglaufen oder wegfliegen. Gestern Abend konnte ich an dieser Stelle schon beobachten, wie ein großer Greifvogel sich eines von Ihnen schnappen wollte. Die Hühner hatten sich schon alle unter einem Gebüsch versteckt, in das der Greif sogar hineingeflogen ist. Zum Glück der Hühner und zum Pech des Greifvogels hat er keines erbeuten können.

Unterwegs sind immer wieder meterhohe Termitenbauten zu sehen, wobei es noch größere mit ausgeprägterem „Schornstein“ gibt, als den auf dem Foto.

Auch viel zu sehen ist die „Flying Banana“, wie der Gelbschnabeltoko hier genannt wird. Eine ganz eigenwillige Flugweise haben die. Auf ein paar Flügelschläge mit stufenweisem Höhengewinn folgt immer ein kurzer Gleitflug mit Höhenverlust usw.

Meinen ersten Stopp mache ich in Grootfontein. Eine kleine Shopping-Mall scheint hier gerade ganz neu aufgemacht zu haben. Tanken und Einkaufen sind angesagt. Danach fahre ich zu dem sogenannten Living Museum of Ju/’Hoansi-San, wo ich auch übernachten werde. Sieben Kilometer vor dem Ziel gibt es unerwartet erneut eine Veterinärkontrolle. Ich muss meinen Führerschein zeigen und mache etwas Smalltalk mit der Lady. Meinen Kühlschrank musste ich diesmal nicht öffnen, sonst wäre ich wohl meine Bratwurst fürs Abendessen los gewesen. Die letzten 6 km Kilometer bis zu den San sind eine schmale Sandpiste. Hier ist nur mit 4 × 4 durchzukommen. Man sollte es dennoch möglichst vermeiden, anzuhalten. An einer Stelle in richtig tiefem Sand komme ich nämlich nach dem Anhalten auch mit 4 × 4 nicht wieder los. Ich muss erst zusätzlich noch eine andere Getriebeübersetzung wählen, ein paar mal vor und zurück und dann geht es zum Glück wieder voran.

Die Geschichte der San geht bis zu 25000 Jahre zurück. In Namibia leben noch ca. 40000 von ihnen. Ich buche eine „Bush walk“ Tour und die San zeigen und erklären mir in historischer Kleidung, wie jede Pflanze im Wald ihre Bedeutung hat. Mal sind es die Wurzeln, mal die Blätter, oder es sind Larven von Raupen, die man unter einem Strauch finden kann, aus denen dann Gift für die Pfeilspitzen gemacht wird.

Auch das Feuer machen, der Bau einer Falle und das Bogenschießen werden mir gezeigt.

Der Guide spricht in der mit ihren Klicklauten sehr eigenen Sprache und das wird dann von dem Anderen für mich ins Englische übersetzt. Mein Versuch, die Namen der Pflanzen in ihrer Sprache nachzusprechen, scheitert kläglich.

Mein Stellplatz für die Nacht ist mitten im Busch, wo ich ganz allein bin, wie ich zunächst denke. Als ich mich gerade häuslich einrichte, kommt ein kleiner Junge von den San und hilft etwas beim Feuer machen. Etwas später verschwindet er genauso plötzlich wie er aufgetaucht ist in der Dunkelheit. Später sehe ich dann, wie sich heimlich ein Hund zum Aufwärmen in die Nähe des Lagerfeuers gelegt hat. Sein Schwanz trommelt heftig auf den Sand als ich ihn anspreche. In der Nacht höre ich von allen Seiten ein Knacken wie das vom Lagerfeuer, das aber schon runtergebrannt war. Da ich aus dem Zelt ja nichts sehen konnte, dachte ich zunächst der Wald steht in Flammen oder so, aber es waren wohl nur die Samen der großen Bäume, die aufgrund der Feuchtigkeit oder der Temperatur geknackt haben. Ein kurzer Blick aus dem Zelt hat gezeigt, dass alles in Ordnung ist.

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