Bwindi Impenetrable Forest

Wer erinnert sich nicht an den Film „Gorillas im Nebel“ in dem die Geschichte von Dian Fossey erzählt wird, die ihr Leben dem Schutz und Erhalt der Gorillas widmete und die 1985 ermordet in ihrer Hütte aufgefunden wurde.
Heute ist es so weit. Ich werde einem Silberrücken und seiner Familie im Regenwald des Bwindi Inpenetrable Forest einen Besuch abstatten. Um 6:30 Uhr gibt es Frühstück und ca. um 7:00 Uhr fahren von der Lodge drei Wagen im Konvoi zu Rushaga Gate. Dort angekommen, gibt es ein kurzes Briefing und es erfolgt die Aufteilung in Gruppen. Das Wetter ist gut. Es ist kein Regen in Sicht, was in dieser Gegend leider nicht vorhersagbar ist. Da im November die „Regenzeit“ endet, können wir somit wirklich von Glück reden. Wir fahren vom Headquarter zum Basispunkt für die Mishaya Gorillafamilie, die aus 12 Mitglieder besteht. Der Silberrücken Mishaya hat sich erst 2010 mit ein paar Gorillas von einer anderen Gruppe abgesetzt und diese neue Familie gegründet.

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Zunächst aber ein paar grundlegende Informationen zum Gorilla Trecking oder auch Tracking. Insgesamt gibt es derzeit auf der Welt weniger als 900 Berggorillas. Diese sind hier in Uganda, in Ruanda und in der Demokratischen Republik Kongo anzutreffen. Um der Bevölkerung zu zeigen, dass man mit den Touristen mehr Geld verdienen kann als z.B. mit Wilderei, und so auch um zum Erhalt der Art beizutragen, werden einige Gorillagruppen über Jahre von Rangern habituiert. Das bedeutet, dass sie es mit der Zeit lernen, Menschen in Ihrer Nähe zu dulden. Das dauert meist ca. 2 Jahre oder auch mehr. Da es eine Gratwanderung zwischen Touristenattraktion und Tierschutz ist, darf jeden Tag nur eine Gruppe von bis zu 8 Personen eine Gorillafamilie für eine Stunde besuchen. Hierzu sind früh morgens bereits Spurensucher im Wald und verfolgen von den Nestern des Vortags den Weg der Gorillas. Diese bauen sich jeden Abend ein neues Schlafnest am Boden und jeder hat sein eigenes Nest, auch die Kleinen.
Mit bewaffneter Begleitung am Anfang und am Ende der Gruppe verlassen wir die Basis, während die Spurensucher über Funk angeben, wo sich die Gorillas zurzeit befindet. Laut Briefing dient die Bewaffnung nur dem Schutz vor nicht habituierten Gorillas und Elefanten. Ich bin mir nicht sicher, ob das nicht auch zur Abschreckung für Wilderer oder Rebellen aus dem nahen Kongo gedacht ist. In über 2000 m Höhe bin ich schon nach den ersten hundert Metern ordentlich am Schnaufen. Die Steigung ist stark, aber der Weg ist noch gut und die Aussicht fantastisch.

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Beruhigend ist, dass nicht ich, sondern eine junge Frau aus Israel bis jetzt das Schlusslicht bildet. Nach einigen Kilometern erreichen wir ein Plateau und machen dort zum Glück eine Pause. Danach geht es in den Regenwald. Es wird empfohlen, die Hose in die Socken zu stecken, damit keine beißenden Insekten in der Hose den Weg nach oben finden. Außerdem ist ein guter Mückenschutz unabdingbar. Zunächst geht es jedoch erstmal noch auf ausgetretenen Pfaden weiter bergauf, bevor es auf der anderen Seite des Berges wieder hinuntergeht. Nach einer Weile sind dann auch langärmelige Sachen empfohlen, da viele Pflanzen, an denen man vorbeistreift, auch Dornen haben. Der „Impenetrable“, also undurchdringliche Teil des Regenwaldes beginnt. Jetzt geht es ohne Machete und Sichel nicht weiter. Ich bin erstaunt, was für dicke Äste mit zwei oder drei Schlägen damit durchgehauen werden.

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Nach einigen hundert Metern treffen wir auf die Spurensucher, die uns zu den Gorillas führen werden. Dass es hier keine Wege mehr gibt, braucht wohl nicht erwähnt zu werden.
Schon nach kurzer Zeit unmittelbar vor uns auf einem Baum das erste „Gorillababy“, das uns in entspannter Haltung argwöhnisch aus dem Baum beobachtet.

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Nach wenigen Metern und ein paar beherzten Machetenschlägen, um das Dickicht zu durchbrechen, der erste Blick auf den Silberrücken. Trotz unserer Annäherung sitzt auch er ganz entspannt am Boden und frisst weiter. Was für eine Begegnung. Wow! 🙂

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Im Laufe der Stunde wandert er etwas umher und wir folgen ihm.

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Von dem Rest der Familie sehen wir nur gelegentlich einzelnen Mitglieder, da es hier sehr stark bewachsen ist und jeder von Ihnen jetzt mit der Futtersuche beschäftigt ist.

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Eigentlich soll ein Mindestabstand von 7 m eingehalten werden. Ich denke, es sind manchmal tatsächlich nur 5 m. Ein unbeschreiblich ergreifendes Erlebnis, diesen fantastischen Tieren in ihrem natürlichen Lebensraum so nahezukommen.

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Zwischendurch turnt immer mal wieder ein Baby durchs Bild.

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Zweimal während der „Besuchszeit“ springt der Silberrücken unvermittelt auf und macht einen Schritt in unsere Richtung. Da bleibt einem fast der Atem weg und das Herz stehen. Der Dschungelboden bebt, wenn der Koloss sich in Bruchteilen von Sekunden aufgerichtet hat. Alle Touristen weichen erschrocken einen Schritt zurück. Die Guides geben dem Silberrücken mit speziellen Grunzlauten zu erkennen „Alles OK“ und er setzt sich wieder hin. Ein anderer Schreckmoment war, als jemand auf dem Weg zur besten Perspektive für ein Foto, einem der überaus niedlichen Babys zu nahe gekommen sind. Ohne dass die Mutter vorher zu sehen war, kam sie aus dem Dickicht geschossen und gab lautstark und unmissverständlich zu erkennen, „bis hierher und nicht weiter“. Natürlich kann man sich gar nicht sattsehen, aber wie gesagt ist zum Schutz der Gorillas nach einer Stunde Schluss. Jetzt, so gegen 11 Uhr, möchte der Silberrücken denn auch mal eine Ruhephase einlegen. Ihm fallen schon die Augen zu. So idyllisch geht es hier im Regenwald jedoch nicht immer zu. Bereits 2011, also bereits kurze Zeit nach der Gründung der Gruppe, wurde diese von einer nicht habituierten Gorillagruppe angegriffen. Mishaya und ein zweijähriges Kind von ihm wurden seinerzeit dabei schwer verletzt.

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Der Rückweg in der Höhenluft mit starker Steigung auf rutschigem Grund ist so anstrengend, dass ich an meine Grenzen komme. Nicht zu vergessen, dass ich mich im Dschungel trotz Wanderstock zweimal auf den Hosenboden gesetzt habe. Fazit des anstrengenden Marsches: Man sollte wohl doch besser mal öfters Sport machen. Gefühlt ist es so, als ob man an einem Vormittag in über 2000 m Höhe zweimal über eine Treppe in den 50ten Stock gelaufen ist. Wobei über die Treppe wäre es noch vergleichsweise einfach. Ständig bleibt man an irgendwelchen Lianen hängen oder rutscht auf dem nassen Dschungelboden aus. Zurück am Startpunkt haben die Dorfbewohner so einiges aufgebaut.

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Am Nachmittag fängt es heftig und langanhaltend an zu regnen. Die Temperaturen sind gefühlt auch nur noch im Bereich von 15 °C. Zum Glück bin ich in der Lodge. Ich bin wirklich dankbar, dass dieses Wetter nicht bereits am Vormittag gewesen ist.

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