Las Terrazas

Vor dem Frühstück fahre ich noch einmal zu der Aussichtsterrasse. Es ist windstill und ich teile den Augenblick nur mit einer Gruppe Perlhühner, die hinter mir mit leisem Geschnatter hin und her wetzen. Über den Wiesen im Tal liegt noch etwas Morgendunst als die Sonne um kurz nach 7 Uhr beginnt, die Felsen zu beleuchten.

Als Zwischenstopp auf meinem Weg nach Havanna habe ich Las Terrazas eingeplant. Das Navi bietet mir drei mögliche Routen an, die sich in Länge und Zeit nicht viel unterscheiden. Wie sich später herausstellen wird, habe ich mich für die falsche Route entschieden. Ohne das zu ahnen, halte ich zunächst an der Cueva del Indio, einer Tropfsteinhöhle, die man zum Teil zu Fuß und zum Teil mit einem Boot durchquert.

Da außer mir um diese Zeit noch niemand da ist, gehe ich vollkommen allein durch die Höhle. Die wirklich absolute Stille wird nur durch gelegentlich herunterfallende Wassertropfen unterbrochen. Ich genieße es, die Höhle für mich allein zu haben und diese nicht einer der meist laut schnatternden asiatischen Reisegruppen teilen zu müssen. Es ist ohnehin sehr ungewöhnlich, dass ich noch nicht einen einzigen Asiaten hier auf Cuba gesehen habe.
Als ich am Ende des Fußwegs angekommen bin, muss ich feststellen, dass der „Kapitän“ noch ein Nickerchen hält (hinten im Boot mit rotem Pullover).

Mit einem lauten „Hola“ wecke ich ihn. Er schippert mich dann zuverlässig durch die teils sehr engen und dunklen Passagen. Vermutlich hätte er ohne mich noch 2 Stunden länger schlafen können. Über uns sind einige Fledermäuse zu sehen.

Ich folge dann der von mir gewählten Route und denke noch, dass es gut war sich für diesen Weg durch die Berge entschieden zu haben, weil es hier landschaftlich sehr schön ist.

Schon bald wird die Straße jedoch schlechter und zwischendurch gibt es immer wieder mal kurze Abschnitte, wo der Asphalt schon komplett zerstört ist. Das steigert sich, bis nur noch übelste Schotterpiste existiert. Die mögliche Geschwindigkeit ist auf unter 20 km/h gesunken. In der Hoffnung, dass es gleich wieder besser wird, fahre ich immer weiter. Die Strecke hat mittlerweile Offroad Qualität und wäre mit einem 4WD Jeep mit ausreichender Bodenfreiheit sicher ein Vergnügen. Ich bange jedoch bei jedem spitzen Stein und jeder großen Unebenheit, dass kein Reifen platzt oder ich mir die Ölwanne aufschlage. Nach schier unendlichen Kilometern ist es dann ein absoluter Genuss, wieder Asphalt unter den Rädern zu haben und ich erreiche Las Terrazas ohne Panne. Dort gibt es in einem Flusslauf natürliche Pools zum Baden. Eine herrlich erfrischende Abwechslung nach dem Abenteuer der letzten 2 Stunden. Auf dem Rückweg zum Auto stoße ich mir noch so heftig den kleinen Zeh, dass der vielleicht sogar gebrochen ist. Aua!

Die letzten 70 km bis Havanna zickt der Wagen schon wieder rum, ich komme aber glücklicherweise trotzdem an. Der Eindruck ist kaum zu beschreiben. Das bunte Treiben in den Straßen mit den schönen, teils leider sehr heruntergekommenen Häusern ist noch eine Steigerung dessen, was ich in den letzten Tagen erlebt habe.

Meine Unterkunft ist nur ein paar Gehminuten von der Uferpromenade Malecon entfernt, wo sich abends Hunderte Kubaner treffen, um zu angeln, oder nur um der Hitze in den Wohnungen zu entfliehen und zu relaxen.

Ich erkunde zu Fuß die Umgebung und lande schließlich bei einem Mochito und kubanischer Livemusik in Innenhof eines Hotels. Bars oder Restaurants an der Straße gibt es in dieser Gegend von Havanna nicht. Ich habe jetzt schon an mehreren Stellen Mochito getrunken, aber jedes Mal schmeckt er wieder anders. Da man ja unschwer als Tourist zu erkennen ist, bleibt das obligatorische „Hello my Friend…where are you from…what are you looking for…“ nicht lange aus.
Für den Rückweg zu meiner Unterkunft nehme ich mir ein Fahrradtaxi. Auch das ist eine neue Erfahrung für mich, gehört hier jedoch zum Alltag. Der arme Kerl kommt ganz schön ins Schwitzen.

Schreibe einen Kommentar