Phillip Island

Der Tag in Melbourne beginnt mit wolkenlosem Himmel. Hier, ca. 500 km südlich von Sydney, ist es jedoch bereits etwas kühler. Auch wenn die Temperaturen noch jenseits der 20 °C sind, so scheint einem zumindest der Wind im Vergleich zu Sydney schon etwas frisch. Ich befinde mich nun in Victoria, dem dritten von den fünf Bundesstaaten, die ich bereisen werde.

Da ich in der Nähe des Flughafens übernachtet habe, fahre ich dorthin noch einmal zurück, weil ich die Halterung für mein Navi in Sydney im Mietwagen an der Scheibe vergessen habe und das noch klären möchte. Ich gebe Melbourne Airport im Navi ein, doch leider führt mich das Navi statt zum Flughafen in eine ruhige Wohngegend, die nichts mit Airport zu tun hat. Erst als ich später dann Melbourne Airport International eingebe, wird die richtige Strecke angezeigt. Die ganze Aktion hat somit viel mehr Zeit gekostet als gedacht. Dumm gelaufen.
Danach geht es direkt nach Phillip Island, was knapp 2 Stunden Fahrtzeit von Melbourne entfernt ist. Unterwegs halte ich nur noch kurz im Shoppingcenter an und decke mich mit Getränken ein. Auf der Insel gibt es wieder allerlei Hinweisschilder. Hier eines, unter dem ein paar Exemplare der Hühnergans grasen, die nur noch auf den Inseln der australischen Südküste und auf Tasmanien vorkommt.

Bekannteste Attraktion von Phillip Island ist die allabendliche Pinguin-Parade. Hier lebt eine Kolonie der kleinsten Pinguinart (33 cm) und jeden Abend kurz nach Sonnenuntergang kommen die kleinen Kerle aus dem Meer und gehen bis zu 2 km ins Landesinnere zu ihren Nisthöhlen. Bis zum Sonnenuntergang sind jedoch noch ein paar Stunden Zeit, in denen ich mir die Insel anschaue (ca. 9 km breit und 22 km lang). Der „Nobbies point“ wird von den Möwen beherrscht. Hier könnte Hitchcock sich die Inspiration für den Film „Die Vögel“ geholt haben. Die „Viecher“ sitzen überall herum, schreien und besch… alles.

Vor der Küste bevölkert außerdem eine Kolonie von ca. 20000 Pelzrobben die Felsen. Trotz meines Kamerazooms kann ich aber keine ausmachen. Meist liegen die ja auch nur faul herum oder sind im Wasser. Auf dem folgenden Bild sieht man zumindest wie hier in etwa die „Mövendichte“ pro Quadratmeter ist.

Hier oben ist auch bereits das eine oder andere Pinguinküken zu entdecken, das wie ich geduldig auf die Rückkehr der Eltern aus dem Meer wartet. Unterwegs sehe ich auch wieder mal Kängurus verschiedener Arten. Unter anderem die kleinen Sumpfwallabys, die, wie man sieht, nicht nur in Sümpfen anzutreffen sind. An einer Stelle sind zwei Exemplare direkt auf dem Grünstreifen neben der Straße zusammen mit ein paar rosa Kakadus am Fressen und lassen sich nicht davon stören, dass ich da mit 60 Sachen „vorbeidonnere“. Als ich dann aber langsam zurücksetzte, um die beiden zu fotografieren, ergreifen sie die Flucht. Ein Schnappschuss gelingt mir noch, auf dem nächsten Bild ist bereits nur noch der Schwanz zu sehen.

Die Insel hat auf der einen Seite zerklüftete Felsküsten und auf der anderen Seite gibt es ausgedehnte Sandstrände.

Gegen 19:30 Uhr mache ich mich auf zur Pinguin-Parade. Einlass für die Touris ist so gegen 20 Uhr. Sonnenuntergang ca. um 21 Uhr. Das heißt, man sitzt ca. 1 Stunde, schaut aufs Meer und lässt sich den frischen Wind um die Nase wehen. Pünktlich beim letzten bisschen Tageslicht kommen dann auch, wie vorhergesagt, die ersten Pinguine aus dem Meer. Immer so zu Gruppen von 10 bis 30 Stück tauchen sie plötzlich aus dem Meer auf, bleiben eine Zeit lang stehen und checken die Lage, um sich dann zielstrebig ihren Weg über den Strand bis zu 2 km ins Land hinein zu bahnen. Dort warten zu dieser Jahreszeit ihre hungrigen Jungen. Obwohl es ja für Pinguine ohnehin nicht gerade einfach ist zu laufen, gehen sie den kürzesten Weg, auch wenn dieser über einen Felsstreifen im Strand führt.

Circa 1500 Pinguine kommen derzeit jeden Abend mit hoffentlich ausreichend Verpflegung zurück.
In den ersten 4 Wochen wechseln sich die Eltern mit der Futtersuche bzw. Kinderbetreuung ab. Danach kann das Junge auch allein warten, bis es dann mit 7–10 Wochen selbst ins Meer geht. Von den Besucherlaufstegen kann man teilweise bis auf einen halben Meter oder weniger an die putzigen Kerle heran und beobachten, wie die hungrigen Jungen aus den Erdhöhlen kommen, um sich ihr Futter abzuholen. Wie die das mit der Orientierung machen, ist mir ein Rätsel.
Eine einzigartige Geräuschkulisse ist das, wenn ein paar Tausend Pinguine mit ganz unterschiedlichen Lauten kommunizieren. Das Ganze ist zwar ziemlich touristisch aufgezogen, lohnt sich meiner Meinung nach aber auf jeden Fall. Die Pinguine scheinen die Touris auch gar nicht (mehr) zur Kenntnis zu nehmen. Bei der „Parade“ darf jedoch nicht fotografiert werden, weil die kleinen Kerle sonst wegen des Blitzlichtgewitters vermutlich nicht zu ihren Küken zurückfinden würden. Daher ein Bild aus dem Internet, das die Situation gut wiedergibt. Vor der Abfahrt wird dringend gebeten, unter dem Auto nachzuschauen, ob dort nicht ein Pinguin sitzt.

Da ich in freier Wildbahn bisher noch keine Koalas entdeckt habe, schaue ich mir morgen früh noch die Koala-Station auf Phillip Island an, bevor es dann zurückgeht nach Melbourne.

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